Ich habe, wie angekündigt, eine Ausstellung mit Fotos von meinem Einsatz zusammen gestellt. Im Moment hängen die Bilder in meinen Treppenhaus, doch sollen sie bald noch anderswo ausgestellt werden. Wer Ideen hat darf sich gerne melden.
Hier ein paar Infos zur Ausstellung und eine Übersicht der Bilder:
Ausstellung Barrier Ahead
Die gezeigten Fotos stammen von einem Einsatz als Menschenrechtsbeobachter, welchen Christian Schelbert im Sommer 2012 in Palästina und Israel geleistet hat. Den Grossteil seines Einsatzes war er in Yanoun, einem kleinen palästinensischen Dorf südöstlich von Nablus. Yanoun hat ca. 80 Einwohner und ist von drei Seiten von israelischen Siedlungen umgeben. Vor 10 Jahren musste die Bevölkerung das Dorf aufgrund der Siedler- und Militärgewalt verlassen. Nur weil seither internationale Beobachter im Dorf sind, konnten die BewohnerInnen zurückkehren. Oder: leben die BewohnerInnen heute wieder dort.
Während wir hier in den Medien nur die grossflächigen Eskalationen des Konfliktes mitbekommen, gehören die kleinen und grossen Übergriffe zwischen Palästinenser und Israelis zur Tagesordnung. Es geht um religiöse Interessen, Geschichte, den Kampf um Land und den Zugang zu Wasser. Die Mauer zwischen Israelis und Palästinensern trennt Menschen von ihren Nachbaren, Bauern von ihren Feldern oder Verletzte vor medizinischer Versorgung. Die Graffitis, wie hier in Bethlehem, lassen unweigerlich Erinnerungen an die Berliner Mauer hochkommen. Das militärische Bauwerk wird ja nach Sichtweise Apartheitsmauer oder Sicherheitszaun genannt. In den Teilen in den besetzten palästinensischen Gebieten, in welchen Israel die volle Kontrolle hat, ist es für die Palästinenser unmöglich Baubewilligungen zu erhalten. Das führt zum Absurdum, dass Beduinenzelte von israelischen Bulldozern zerstört werden, weil sie illegal erbaut wurden. Die schwarzen Flecken auf der Strasse zeugen von den brennenden Reifen der wöchentlichen Demonstration in Kufr Qadoum. Im Hintergrund ist die israelische Siedlung, welche den Palästinensern den direkten Weg nach Nablus versperrt. Jeweils freitags nach dem Mittagsgebet demonstrieren die BewohnerInnen von Kufr Qadum für die Wiedereröffnung der Strasse. Rund eine halbe Million israelische Zivilisten besiedeln das militärische besetzte Gebiet des Westjordanlandes (illegal unter internationalem Recht). Ausgehend von einem Aussenposten – meist nur Wohnwagen oder Container – etabliert sich später Siedlungen mit allem Drum und Dran (Shops, Polizeistationen, Universitäten). Seit 1967 ist das Westjordanland besetzt. Die zweite Generation unter der Besatzung wird langsam erwachsen. Der Frust ist gross und die Perspektiven klein. Die Forderung nach einen eigenen Palästinensischen Staat hat nicht mehr erste Priorität. Die Jugend ruft nach Gerechtigkeit. Der Checkpoint 300 in Bethlehem ist morgendliche Tortur für die täglich rund 3000 palästinensischen Arbeiter welche von der einen Seite der Mauer auf die andere zur Mole gehen. Nicht selten stehen sie bereits vor 5.00 Uhr bereit, um rechtzeitig bei den oft schlechtbezahlten Arbeitsstellen zu erscheinen.
Dieser schrecklich schöne Anblick mag in unseren Augen verstörend wirken. In Israel wo Frauen und Männer bis zu 3 Jahren obligatorischen Wehrdienst zu leisten haben, ist ein solcher Anblick Bestandteil des Alltags. An dienstfreien Tagen muss die Waffe mit nach Hause genommen werden.
EAPPI ist ein internationales Menschenrechtsbeobachtungsprogramm des ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) und wird in der Schweiz von HEKS getragen und von Peace Watch Switzerland koordiniert. Infoveranstaltungen für Interessierte sind regelmässig auf http://www.peacewatch.ch zu finden. Einnahmen aus der Ausstellung gehen an die Organisation Combatants for Peace, einer Friedensgruppe welcher Palästinenser und Israelis angehören.